26.11.2025© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe November 2025, Seite 565

EDITORIAL: Quo vadis Verkehrssicherheit?

Liebe Leserinnen und Leser,

 

nach dem Ende der Ampelkoalition kam die Reform der Fahrschüler-Ausbildungsordnung ins Stocken. Die neue Bundesregierung aus CDU und SPD hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, „die Fahrausbildung unter Wahrung hoher Standards und der Orientierung am Zielbild der Vision Zero zu reformieren, um den Führerscheinerwerb bezahlbarer zu machen“. Davon ist in dem am 16. Oktober 2025 von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) veröffentlichten „Eckpunktepapier mit Vorschlägen für eine moderne und kostengünstige Fahrausbildung“ außer unrealistischen Ideen zur Kostensenkung nicht viel übriggeblieben. Die Vorschläge zur Kostensenkung enthalten Gedanken, die schon vom Ansatz her falsch sind und keine wissenschaftliche Unterstützung finden werden; darüber hinaus leugnen sie die erfolgreiche sicherheitsorientierte Fahrausbildung der vergangenen Jahre und stellen die Ziele der Vision Zero in Frage. Das mache ich u.a. an zwei Punkten fest:

  • Der Gedanke, den Theorieunterricht quasi abzuschaffen und stattdessen nur noch auf das selbstständige digitale Lernen der Fahrschüler zu setzen, ist illusionär. Lernen ohne Anleitung und vertiefende Erklärung durch Fahrlehrer/-innen führt zum Auswendiglernen von Prüfungsfragen und würde sich negativ auf die Verkehrssicherheit auswirken. Die Kosten würden nicht sinken, denn falsch Gelerntes oder falsch Verstandenes würde nicht mehr im relativ kostengünstigen Unterricht einer Lerngruppe behandelt, sondern müsste in kostentreibendem Einzelunterricht zurechtgerückt werden.
  • Die sog. Sonderfahrten statt auf der Straße auf einem Simulator fahren? Unter der Anspannung des Realverkehrs treten Verkehrssituationen auf, die blitzschnelle Entscheidung verlangen; das kann auf einer Simulatorfahrt nicht hinreichend dargestellt werden. Solche Situationen zu beherrschen ist aber aus gutem Grund ein Prüfstein der praktischen Fahrerlaubnisprüfung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, diese mit der Fachebene wohl nicht abgestimmten Vorschläge waren ein populistischer Erstschlag für den „billigen Führerschein“, der so nicht in die Gesetzgebung gelangen wird.

 

In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich

Ihr

Jochen Klima

 

Foto: Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.


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